Niederlande: Regierung investiert mehr als halbe Milliarde in Anteile bei Air France-KLM
28. Februar 2019
Seit Mai 2004 agieren die französische Airline Air France und die niederländische KLM als die zusammengeschlossene Holding Air France -KLM. Nun investiert die niederländische Regierung 680 Millionen Euro, um Aktien der Holding zu erwerben, was für Aufsehen bei den Franzosen sorgt.
Vor 15 Jahren beschlossen die beiden Airlines die sanfte Fusion zu einer gemeinsam agierenden Holding. Trotzdem blieben sie größtenteils eigenständige Fluggesellschaften, Air France war jedoch als größere Airline immer schon die dominantere Partei in dieser Fusion.
Zur Air France Gesellschaft gehören unter anderem auch die Airlines Hop! und die Billigairline Transavia France. Zu KLM zählen unter anderem KLM Asia und ebenfalls die günstige Transavia Airlines.
Sowohl Amsterdam Airport Schiphol, also auch der Pariser Flughafen Charles de Gaulle blieben als große europäische Drehkreuze bestehen. Wobei sich die Stärken von KLM vor allem auf Nordeuropa und die von Air France auf Südeuropa konzentrieren. Mit dem Zusammenschluss und den damit einhergehenden Änderungen sowie Anpassungen von Flugrouten sollen 25 - 35 Millionen Euro eingespart worden sein.
Außerdem kann sich die Holding seit 2004 somit neben den Konkurrenten der Lufthansa Group und IAG um British Airways und Iberia zu einer der drei größten Airline-Konzerne Europas zählen.
Holding will Band zwischen den Airlines stärken
Im Februar 2019 verkündete Air France -KLM nun, dass die Zusammenarbeit der beiden Airlines reformiert werden soll. So sollen nun auch strategische Entscheidungen, wie Flotten- und Netzwerkplanung, gemeinsam getroffen werden. Vor allem KLM sieht diese Entscheidung kritisch, da die Niederländer zum einen um die Unabhängigkeit der Airline fürchten und zum anderen Air France als Schuldige für die Schwierigkeiten und Unruhen im vergangen Jahr ansehen.
2018 war mit 15 Streiktagen und dem Wechsel in der Führungsebene, seitens der französischen Airline, ein turbulentes Jahr für Air France -KLM. Nichtsdestotrotz wurde ein Gewinn von 409 Millionen Euro erwirtschaftet, was ein deutliches Plus im Vergleich zu den 163 Millionen Euro in 2017 darstellt. Mit der verstärkten Zusammenarbeit auch in den Bereichen Personal, Einkauf, IT und Marketing soll dieser Kurs nun beibehalten werden.
Um Streitigkeiten zwischen der französischen und der niederländischen Seite auf Führungsebene zu vermeiden, soll der Holding ein Board Team, bestehend aus Konzernchef (Benjamin Smith), CEOs des Konzerns und dem Air France Finanzchef, übergeordnet werden.
Kräftemessen zwischen Frankreich und den Niederlanden
Der Machtkampf um Air France -KLM zwischen den beiden involvierten Staaten scheint nun wieder angeheizt zu sein. Mit 14,3 % der Anteile ist der französische Staat größter Aktionär der Holding. Im Februar 2019 versucht die niederländische Regierung nun ihren Einfluss auf die Airlines zu verstärken und kaufte für 680 Milliarden Euro Aktien ein. Somit hält die Niederlande nun 12,68 % der Anteile. Zukünftig möchte sie für weitere 120 Millionen Euro Aktien erwerben und dadurch, mit einem Anteil von 14 %, mit Frankreich gleichziehen.
Die Anteile an der Holding werden als wichtiges politisches Instrument angesehen, um eigene Landesinteressen durchsetzen zu können. Mit der Investition haben sich die Niederlande nun nämlich auch ein Stimmrecht gekauft. Sollten bei zukünftigen Plänen nun Uneinigkeiten entstehen, die sich eventuell negativ auf die Niederlande auswirken könnten, ist es ihnen nun möglich, die Entscheidungen zu beeinflussen.
Jedoch werden selbst die angestrebten 14 % zunächst nicht ausreichen, um sich mit Frankreich gleichzustellen. Der Grund hierfür ist, dass bei Air France -KLM die Anteilhaber, die Aktien länger als 2 Jahre halten, doppeltes Stimmrecht erhalten. Somit sticht Frankreich mit ca. 22 % der Stimmrechte, die Niederlande vorläufig immer noch aus.
Es bleibt abzuwarten, welcher Staat die Oberhand erlangen wird. Man sollte nämlich nicht außer Acht lassen, dass KLM zwar die kleinere, aber dafür die profitablere Schwester der Holding ist.