Niki geht an Lauda
24.01.2018: Nach zwei Insolvenzverfahren und zwei vorläufigen Käufern erhält der Firmengründer Niki Lauda die insolvente Niki Luftfahrt GmbH
Nach monatelangem Hin und Her in der Abwicklung der Insolvenz von Niki steht jetzt fest: Die österreichische Fluggesellschaft wird an ihren Firmengründer Niki Lauda verkauft. Am 24.01.2018 hat sich auch der letzte Widerstand vor einem endgültigen Verkauf erübrigt: die Beschwerde gegen das neu aufgerollte Insolvenzverfahren in Österreich von ursprünglich Deutschland wurde zurückgezogen.
Überraschend, aber einstimmig entschied sich der österreichische Gläubigerausschuss für Lauda als Käufer, der zusammen mit dem Luftfahrtkonzern Thomas Cook und dessen deutscher Tochter Condor ins Bieterrennen wiedereinstieg, als das Insolvenzverfahren von Deutschland nach Österreich verlegt wurde.
Zukunftspläne für Niki
Unterdessen will Niki Lauda seine neue, alte Fluggesellschaft schnellstmöglich betriebsfähig machen. Als einziger Bieter verfügte seine Laudamotion GmbH (ebenfalls eine Fluggesellschaft, die mit Privatjets Charterflüge anbietet) über ein Luftverkehrsbetreiberzeugnis, was die Wiederaufnahme des Flugbetriebs bereits ab Ende März ermöglicht. Von der Beantragung bis zum Erhalt der Betriebsgenehmiung hätte das die anderen Bieter drei Monate Zeit gekostet, in denen Niki nicht hätte fliegen dürfen. Desweiteren habe er 15 Flugzeuge von Lufthansa gesichert, die zwischenzeitlich in dessen Besitz übergangen waren. Dieser Aussage von Niki Lauda widersprach allerdings der Konzern. Man befände sich in Verhandlungen mit Lauda und anderen Bietern, habe allerdings noch keine Entscheidung gefällt.
Luftexperten schätzen unterdessen, dass die Überlebenschancen der Niki gering seien. Zwar sei Niki eine gute Marke, aber eine kleine in einem Markt, der hart von Branchengrößen umkämpft wird. Eine Anfrage wurde bereits an Thomas Cook gestellt, um das operative Geschäft zu unterstützen, wie es unter dem Dach der Air Berlin der Fall war. Air Berlin war damals beispielsweise unter Anderem für die Bearbeitung von Entschädigungsforderungen gegenüber Niki zuständig.
Ein anderes Problem stellt Laudas Ruf bei der Belegschaft dar. Unter seiner Führung waren die Gehälter relativ gering und Angestellte wie Flugbegleiter, Techniker und Piloten wurden über eine Personalleasingfirma angestellt. Laut Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits hätten bereits 50 bis 100 Flugbegleiter gekündigt und viele der Piloten befänden sich in Auswahlverfahren oder erhielten Angebote von anderen Airlines.
Die Mitarbeiter waren bei der Vorstellung des Konzepts des vorherigen Käufers, dem britischen Luftfahrtkonzern IAG, überzeugt. Lauda stellte am Mittwochvormittag im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung sein Konzept vor. So ist es das Ziel, möglichst alle Angestellten zu behalten. Ein Leiharbeitsmodell wie zuvor schließt er aus und orientiert sich bei den neuen Verträgen an den bisherigen, wobei abzuwarten ist, was das genau bedeutet.
Käufer weiterhin unsicher
Nach einem nervenaufreibenden Insolvenzverfahren in Deutschland erhielt als Erstes die Lufthansa die Zusage, um Vermögenswerte der insolventen Niki Luftfahrt GmbH zu übernehmen. Diese hatte vor, die österreichische Airline in ihre Tochter Eurowings einzugliedern, um dieser zu mehr Wachstum zu verhelfen. Der Deal schien bereits entschiedene Sache zu sein, bis die Europäische Kommission ihre Wettbewerbsbedenken im Fall einer Übernahme zur Geltung brachte und somit dem ersten Käufer der Niki einen Strich durch die Rechnung machte.
Als zweiter Favorit stellte sich der britische Luftfahrtkonzern IAG heraus, der Niki in seine spanische Tochtergesellschaft Vueling überführen wollte. Der Konzern stellte ein überzeugendes Konzept für die Mitarbeiter und den deutschen Insolvenzverwalter Lucas Flöther vor. Rund 3/4 der 1.000 Beschäftigten hätten übernommen werden sollen sowie eine Reihe an Flugzeugen der Flotte.
Nachdem auch IAG als zweiter Quasi-Käufer hervorging, wurden Stimmen laut, dass das Insolvenzverfahren nach Österreich verlegt werden sollte. Die Begründung: Niki sei zwar eine Tochtergesellschaft der Air Berlin gewesen und hätte den Großteil seiner Geschäftstätigkeit in Berlin über ebendem abwickeln lassen, allerdings befände sich der Sitz der Niki Luftfahrt GmbH in Wien und solle deshalb nach Österreich verlegt werden. Im neu aufgerollten Verfahren setzte sich überraschend Niki Lauda mit Thomas Cook an seiner Seite gegen die IAG beziehungsweise ihre Tochter Vueling durch.